Einer muss es ja machen, das Spiel. Doch es ist, wie es ist. Kerim Avci ist in Essen Vergangenheit und Waldemar Wrobel Pragmatiker. „Das tut uns sicher weh, aber das sind Transfers, die du nicht verhindern kannst“, glaubt der 42-Jährige. Immerhin wurde dem Regionalligisten der Abgang seines Spielmachers mit geschätzten 125.000 Euro versüßt. Dennoch beteuert Wrobel, dass RWE es sich nicht leisten könne, einen Spieler der Güteklasse Avcis eins zu eins neu zu besetzen. Klar ist auch, dass die Essener schon lange vom Interesse aus der Türkei wussten und die Ablöse für das hauseigene Talent bereits in der Kaderplanung berücksichtigt haben.
Gänzlich ausschließen will zwar niemand, dass im Fall der Fälle noch ein Feldspieler hinzustößt. Allerdings müssten hierzu alle Eventualitäten passen. Finanzierbar, verfügbar und vor allem fußballerisch eine Bereicherung sollte man schon sein, will man noch einen Kaderplatz ergattern.
Derzeit muss man also davon ausgehen, dass Rot-Weiss ohne klassischen Spielmacher in die Saison geht. Avcis Abgang wird daher zur Systemfrage. Gerade im Sturm hat RWE nicht nur Handlungsalternativen geschaffen, sondern ist geradezu herausragend besetzt. Neben Benedikt Koep und Christian Knappmann stehen mit Marcel Platzek und Konstantin Sawin vier zum Teil grundverschiedene Stürmertypen zur Verfügung, allesamt mit Startelfambitionen.
Eine knallharte Konkurrenzsituation, die Wrobel jedoch mit Bedacht so gewählt hat. In der vergangenen Saison war es noch Auslegungssache, ob Avci nun einen „Zehner“, eine falsche Neun oder möglicherweise sogar eine echte Spitze abgab. „Es hat sich mit Avci und Koep angeboten, im 4-2-3-1 zu bleiben. Ich glaube aber, dass wir das mit unseren Möglichkeiten in dieser Saison über das System anders lösen können“, erläutert der Trainer.
Nach den ersten Eindrücken ist personell dabei freilich noch nichts entschieden. Der Coach macht aber kein Geheimnis daraus, dass er mit Benjamin Wingerter und Christian Knappmann zwei Musterprofis hinzubekommen hat, die ihm nicht nur aufgrund ihrer körperlichen Topverfassung imponieren. „Knappmann etwa ist praktisch der Erste, der in der Kabine ist und der Letzte, der geht. Das hat mich in der Form schon noch einmal positiv überrascht. Genau wie bei Wingerter, bei dem man sieht, dass er in Lotte auch schon über Jahre sehr intensive Trainingsarbeit gewohnt ist und einfach bei 100 Prozent läuft.“ Die Qualität im Kader ins unzweifelhaft gestiegen. In den nächsten Tagen wird es nun darum gehen, sie in die richtigen Bahnen zu lenken.